Robuster Euro
Sven Böll Der Spiegel, 23. November 2010
Redigiert von Andy Ross
Alarmstimmung in Europa. Erst mussten die EU-Staaten Griechenland vor der
Pleite retten. Nun bewahren sie Irland vor dem finanziellen Exodus. Demnach
kippt bald Portugal um. Früher oder später fallen auch Spanien und Italien.
Doch aus heutiger Sicht spricht wenig dafür, dass die Währungsunion
wirklich gefährdet ist.
Griechenland leidet unter massiven
strukturellen Problemen. Der Großteil der Unternehmen ist nicht
wettbewerbsfähig, das Land importiert deutlich mehr als es exportiert.
Im Vergleich dazu ist Irland ein moderner, prosperierender Staat. Das
Land hat ein Geschäftsmodell und seine Reformfähigkeit in den vergangenen
Jahren bereits unter Beweis gestellt. Noch immer exportiert Irland mehr als
es importiert. Irland kämpfte bis 2008 mit einem Luxusproblem: Die
Wirtschaft wuchs viel zu schnell.
Die Fast-Staatspleite in
Griechenland war die Folge einer jahrzehntelangen Misswirtschaft. In Irland
geht die Gefahr, sich nicht mehr refinanzieren zu können, auf das Platzen
der Immobilienblase zurück.
Im Zuge der Griechenland-Krise war die
europäische Gemeinschaftswährung zeitweise nur noch rund 1,20 Dollar wert.
Ganz anders dagegen die Entwicklung der vergangenen Wochen. Der Euro
pendelte zwischen 1,35 und 1,40 Dollar.
Griechenland und Irland
machen gerade einmal fünf Prozent der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone aus.
Und selbst wenn man Portugal noch dazuzählt, sind es nur sieben Prozent.
Eine ernsthafte Bedrohung für den Euro entstünde erst, wenn die
Finanzmärkte das Vertrauen in große Schuldenstaaten wie Spanien und Italien
verlieren würden. Allerdings spricht zurzeit wenig dafür. Einerseits, weil
diese Länder Sparpakete verabschiedet haben. Andererseits, weil genug Geld
am Markt vorhanden ist.
Im Vergleich zu den Dollar und Yen steht der
Euro nicht schlechter da.
Die europäischen Regierungen machen mit dem
Sparen ernst, während in den USA rund neun Prozent der Staatsausgaben sind
in diesem Jahr kreditfinanziert. Die US-Notenbank Fed pumpt immer neue
Milliarden in die Wirtschaft.
Nicht viel besser sieht es in Japan
aus. Seit bald 20 Jahren durchlebt die japanische Wirtschaft eine
Dauer-Depression. Die Staatsverschuldung in Japan liegt bei rund 200
Prozent, das entspricht dem 2,5-fachen Wert der Euro-Zone.
Der Yuan
ist noch lange keine Weltwährung. Dass der Yuan rasch eine ernsthafte
globale Alternative zum Euro und zum Dollar wird, ist derzeit nicht
absehbar. Die Währung ist nicht einmal frei handelbar.
Der Euro
bleibt eine der attraktivsten Währungen der Welt.
AR Ich bin auch
überzeugt, der Euro ist ein fester Bestandteil der heutigen Welt.


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